Revitalisierung von Altbauten

von Reinhard Hylla

75% aller Bestandsgebäude in Deutschland sind älter als 30 Jahre.
Ca. 1/3 der 34,5 Mio. Wohnungen bundesweit müssten von Grund auf saniert werden.

Der modernisierungs- bzw. sanierungsbedürftige Zustand sowie der unverhältnismäßig hohe Energieverbrauch vieler Gebäude ist nicht mehr zeitgemäß. Hauptursache hierfür ist die meist über Jahrzehnte vernachlässigte Instandhaltung.

Aber es gibt gute Gründe, Altbauten zu revitalisieren. Nicht nur Förderprogramme und Steuererleichterungen schaffen einen Anreiz. Im Altbaubestand schlummern viele Potentiale.

Nach den Jahren der Stadtflucht wird nun langsam der Reiz des urbanen Wohnens wiederentdeckt. Stadtwohnungen sind wieder "in".
Neubauflächen in Innenstädten sind knapp bzw. nicht verfügbar. Stilvolle Altbauten in gewachsenem Umfeld sind daher wieder Ziel der Wohnträume. Hier stimmt meist die Lage, die Wohnatmosphäre und die architektonische Qualität. Eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben im Bausektor ist daher die Schaffung modernen Wohnraums in vorhandener Bausubstanz.

Hier sind planerische Phantasie und Einfühlungsvermögen gefragt für den Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne. Es gilt die spezifische Gebäudesituation nicht nur bautechnisch, sondern auch inhaltlich den individuellen Bedürfnissen der Bewohner anzupassen. Ältere Gebäude zu revitalisieren heißt, Traditionen zu bewahren, Werte zu erhalten und zu steigern und dabei fortschrittliche Standards zu schaffen und eine sinnvolle, zeitgemäße Nutzung zu ermöglichen.

Mögliche Maßnahmen sind dabei die energetische und konstruktive Sanierung, Modernisierung, Umbau und Erweiterung, Dachausbau und -aufstockung, Umnutzung, Nachverdichtung usw.

Durchdachte Raumkonzepte und eine Aufwertung der Infrastruktur durch Anbau von Lift, großzügigen Balkonen usw. bieten die Chance, den Wohn- und Erlebniswert von Bestandsgebäuden erheblich aufzuwerten. Durch den Ausbau oder die Aufstockung ungenutzter Dachgeschoße entsteht qualitativ hochwertiger Wohnraum. Dort sind meist attraktive, großzügige und offene Grundrisslösungen möglich.

Die Projekte sind ebenso vielfältig wie anspruchsvoll. Meist sind die Objekte bewohnt und stehen manchmal sogar unter Denkmalschutz.
Solche Aufgaben erfordern von sämtlichen Beteiligten besondere Erfahrungen und Kenntnisse. Im Vergleich zum Neubau ist mit einem erhöhten Planungsaufwand zu rechnen.

Die vorgegebene Situation muss sinnvoll in die Planung einbezogen werden. Daher ist für den altbau-erfahrenen Architekten die genaue Kenntnis des Bestandes, die realistische Einschätzung der Mängel und Bindungen aber auch der Chancen und Möglichkeiten eine wichtige Vorraussetzung für den Erfolg der Maßnahme.
Der sensible Umgang mit den Bewohnern ist eine ebenso große Herausforderung wie der angemessene Umgang mit der Bausubstanz.

Wichtigste Grundlage für sämtliche Vorhaben ist eine sorgfältig durchgeführte Bestandsaufnahme, ein wohldurchdachtes Nutzungskonzept sowie eine detaillierte Maßnahmen- und Kostenplanung.

Bei Wohngebäuden wird meist die vorhandene Nutzung beibehalten, während bei gewerblicher Bausubstanz im Stadtbereich die Möglichkeit einer Umnutzung meist nicht uninteressant ist. So können Fabrikgebäude in Lofts oder betreutes Wohnen umfunktioniert, oder Bürobauten zu Wohngebäuden umgebaut werden.